Gewalt gegen Journalisten
Falsche Frage
Als ein Fernsehjournalist in Rom Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro eine Frage stellte, wurde er von seinen Bodyguards zusammengeschlagen. Warum wundert man sich bei dem Amazonas-Autokraten darüber gar nicht?
Für den brasilianischen Präsidenten war der G 20-Gipfel in Rom eine herbe Niederlage. Kein anderer Staatschef bemühte sich um seine Nähe - ganz im Gegenteil. Jair Bolsonaro war isoliert, gemieden wie ein Aussätziger. Und dann waren da noch die Sprechchöre von Demonstranten, die "Völkermörder" riefen, weil in Brasilien inzwischen 600.000 Menschen an Corona gestorben sind. Die entsprechenden Fernsehbilder kommen in Brasilien nicht gerade gut an. Entsprechend groß müssen Bolsonaros Frust und seine Wut gewesen sein.
Das bekam Leonardo Monteiro hautnah zu spüren. Der Fernsehjournalist des brasilianischen Senders TV Globo stellte Bolsonaro Fragen nach dem G 20-Gipfel, die der Amazonas-Autokrat nicht gern hörte. Anstelle von Antworten gab es Prügel von Bolsonaros Bodyguards. Und auch andere Journalisten wurden attackiert. Zu den Sicherheitskräften gesellten sich Bolsonaro-Anhänger, die keinen Spaß verstehen, wenn man sich ihrem Idol nicht ehrerbietig nähert.
Dass Bodyguards Journalisten verprügeln, ist schon schlimm genug. Dass das mitten in Rom am Rand des G 20-Gipfels geschieht, ist noch schlimmer. Es kann nur eine Konsequenz geben: Den Prügelpräsidenten darf kein ausländischer Regierungschef mehr einladen.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner