Heidelberg
Es war ein Femizid
Der Mord an einer Studentin in Heidelberg vor einer Woche sollte als das benannt werden, was er war: ein Femizid.
Statistisch nimmt die Gewalt an Frauen auch in Deutschland dramatisch zu, laut der gemeinnützigen Organisation One-Billion-Rising findet auf deutschem Boden aktuell alle 72 Stunden ein Femizid statt. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen. Schuld daran sind auch die Medien, die einen Femizid, die gezielte Hinrichtung einer Frau oder eines Mädchens, nicht explizit benennen. Noch immer werden gezielte Hinrichtungen von Frauen mit Phrasen wie "Ehrenmord", "Beziehungstat" oder "Attentat" medial falsch dargestellt.
Jüngstes Beispiel ist der "Amoklauf" an der Universität von Heidelberg. Vor einer Woche hat ein 18-jähriger Mann eine unschuldige Studentin mit einem Kopfschuss brutal hingerichtet, weitere Menschen wurden verletzt, danach richtete sich der Täter selbst. Er hätte weiter töten können, heißt es in den Medien, die unisono den Mord als Amoklauf und nicht als Femizid kommunizieren. Was muss noch passieren, bevor Politik und Medien sich des Themas kompetent annehmen?
Ein Kommentar von Ina Knobloch, promovierte Wissenschaftsjournalistin und Mitglied im DJV-Fachausschuss Chancengleichheit & Diversity