Tarifrunde Zeitungen
Erstarrt in Ritualen
So wie seit gefühlten Jahrhunderten verlief die dritte Tarifrunde mit dem BDZV am 12. März in Stuttgart. Als folgten die Verleger einem Drehbuch statt tarifpolitischer Vernunft.
So innovativ die Kommunikationsbranche ist, so modern und zeitgemäß sich die Verlage vor allem mit ihren Digitalseiten gern geben, so erstarrt in Konventionen verhalten sich ihre Vertreter in Tarifverhandlungen. Als gäbe es ein Drehbuch, das der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger vor Jahrzehnten geschrieben hätte und von dem man keinesfalls abweichen dürfte.Die am 12. März in Stuttgart spürbaren Konventionen lauteten: Wenn aufgebrachte Streikende mit Trillerpfeifen den Ton angeben, wird grundsätzlich nicht verhandelt, sondern die Mittagspause ausgedehnt. Genau so kam es nämlich: Vor dem Verhandlungsort "Alte Kanzlei" in der Stuttgarter City demonstrierten Dutzende Zeitungsjournalisten aus Baden-Württemberg für die 4,5-Prozent-Forderung des DJV. So lange ihre Sprechchöre und Pfeifkonzerte zu hören waren, ließen sich die BDZV-Vertreter nicht blicken. Erst danach gingen die Verhandlungen weiter.Auch eine weitere Konvention wurde gestern eingehalten: nur ja keine Fortschritte schon in der dritten Tarifrunde machen! Bis zu einem Abschluss kann man ja getrost noch vier Runden weiter verhandeln. Anders lässt sich nicht erklären, dass der BDZV sein "Angebot" aus der zweiten Runde um sagenhafte 0,08 Prozentpunkte steigerte.Bis zum nächsten Verhandlungstermin am 9. April haben die Verleger Zeit, nicht nur über ein verhandlungsfähiges Angebot, sondern auch über ihre Verhandlungsstrategie nachzudenken. Das ist überfällig, denn die Zeitungsjournalisten haben für diese Spielchen kein Verständnis.Ein Kommentar von Hendrik Zörner