Holger Friedrich
Er lernt es nicht
Holger Friedrich: Einmischung in redaktionelle Belange. Foto: DLF
Schon wieder hat sich Holger Friedrich, Eigentümer des Berliner Verlags, in Redaktionsbelange eingemischt. Friedrich informierte den Konkurrenten Springer darüber, dass ihm Ex-BILD-Chefredakteur Julian Reichelt angeblich brisantes Material angeboten habe, das er jedoch vernichtet habe. Informantenschutz sieht anders aus.
"Macht was Kleines und sehr Feines draus." So lautete die Aufforderung des Verlegers an die Redaktion der Berliner Zeitung, über die Biotech-Firma Centogene zu berichten, die gerade an die Börse ging. Pikant: Holger Friedrich saß im Aufsichtsrat des Unternehmens. Für die Berichterstattung kassierte das Blatt eine Rüge des Deutschen Presserats. Friedrichs Einmischung zugunsten des Biotech-Unternehmens in Redaktionsbelange liegt jetzt zweieinhalb Jahre zurück. Damals war der Unternehmer noch nicht lange Verleger, verfügte noch nicht über viel Erfahrung im Medienbereich.
Zweieinhalb Jahre danach kann er nicht mehr als Neuling gelten. Deshalb wiegt der neue Fehltritt umso schwerer. Wie der Spiegel berichtet, soll Ex-BILD-Chefredakteur Julian Reichelt, der sich wegen der Veröffentlichung von Chat-Nachrichten des Vorstandschefs Mathias Döpfner durch die Zeit jetzt im Rechtsstreit mit seinem früheren Arbeitgeber befindet, Friedrich interne Nachrichten zur Veröffentlichung angeboten haben. Gemeinsam mit der Redaktion habe sich Friedrich gegen eine Veröffentlichung entschieden und das Material vernichtet. So weit, so gut.
Aber der Verleger beließ es nicht dabei, sondern informierte Springer über Reichelts Angebot. Warum? Diese Frage beantwortete Friedrich dem Manager Magazin: "Doch es ist eine Frage professioneller Standards, den anderen darüber zu informieren, dass mir unsaubere Informationen zur Verfügung gestellt wurden." Die "professionellen Standards", auf die er sich bezieht, kennt außer ihm wahrscheinlich niemand. Denn es ist alles andere als professionell, ohne Not den Informantenschutz in die Tonne zu treten. Und genau das hat Holger Friedrich getan.
Wieder einmal hat er seiner Redaktion einen Bärendienst erwiesen. Denn es sind die Journalistinnen und Journalisten der Berliner Zeitung, denen es künftig noch schwerer fallen dürfte, Informanten Vertrauen und Sicherheit zu geben.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner