Peter R. de Vries
Er könnte noch leben
Hätte die niederländische Polizei den Hinweis eines Parkwächters ernst genommen, könnte Investigativjournalist Peter R. de Vries noch leben. Das haben Spiegel und NRC Handelsblad herausgefunden.
Die Schüsse auf Peter R. de Vries haben ganz Europa erschüttert. Am Abend des 6. Juli wurde der Investigativjournalist in Amsterdam erschossen, als er ein Fernsehstudio verließ. Wir vom DJV wünschten ihm gute und schnelle Genesung und forderten, "den Mordanschlag lückenlos aufzuklären und nach Attentätern und Hintermännern zu fahnden". Eine Woche später erlag unser Kollege seinen schweren Verletzungen.
Was ist seitdem geschehen? Zwei Männer, die als Tatverdächtige gelten, sitzen in Haft. Einer von ihnen soll Verbindungen zu einem Drogenkartell haben, mit dem sich de Vries angelegt hatte. Von Anfang verfolgten die niederländischen Ermittler die Drogenspur, denn der ermordete Journalist stand in engem Kontakt mit einem Angehörigen des Kartells, der als Kronzeuge aussagen wollte. Ebenfalls kurz nach dem Mord hieß es, Peter R. de Vries habe Polizeischutz abgelehnt. Damit schien der Fall geklärt zu sein.
Der Spiegel und das niederländische NRC Handelsblad haben trotzdem weiter recherchiert. Jetzt kam heraus, dass die Polizei offenbar einen wichtigen Hinweis nicht verfolgt hat. Die Parkwächter der von de Vries regelmäßig genutzten Garage meldeten der Polizei eine Woche vor dem Attentat einen Mann, der de Vries beobachtete und sein Auto ausspähte. Die Personenbeschreibung passte später genau auf einen der beiden Mordverdächtigen. Warum die Amsterdamer Polizei nicht auf den Hinweis reagierte und de Vries schützte, wird jetzt intern untersucht.
War es Schlamperei? Oder wurde der Hinweis achtlos zu den Akten gelegt? Antworten auf diese Fragen erwarten zuerst die Familienangehörigen des Opfers. Aber auch wir Journalisten wüssten da gerne mehr.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner