Medienkonzentration
Ein Land, eine Zeitung
Das Bundeskartellamt hatte nichts dagegen, dass der Bauer-Konzern die Mitteldeutsche Zeitung von DuMont übernahm. Unterschiedliche Verbreitungsgebiete mit der Mitteldeutschen Zeitung, hieß es. In der Praxis kennt der Deal nur Verlierer.
Gewerkschaften? Nein, danke. Betriebsräte? Brauchen wir nicht. So lautet die Firmenphilosophie des Hamburger Großverlags Bauer seit Jahrzehnten. Dass es sowohl Gewerkschaften wie den DJV als auch Betriebsräte dennoch gibt, wird von der Konzernleitung meist grummelnd zur Kenntnis genommen. Damit die Arbeitnehmer nicht zu "frech" werden, gründet Bauer gern kleine GmbH's oder gar Ein-Mann-Unternehmen, in denen per Gesetz kein Betriebsrat notwendig ist.
An diese Geschäftspraktiken sind die Beschäftigten der Magdeburger Volksstimme fast schon gewöhnt, wenn man sich an so etwas überhaupt gewöhnen kann. Die Zeitung gehört nun schon seit fast drei Jahrzehnten zu Bauer. Welche Auswirkungen die Firmenpolitik auf die journalistische Qualität und die Stimmung unter den Mitarbeitern hat, schildert die Süddeutsche Zeitung in ihrer Geschichte "Angst um die Eigenständigkeit". Von einer Zunahme der Beschwerden über Artikel der Volksstimme beim Deutschen Presserat ist da die Rede und von prekären Beschäftigungsverhältnissen.
Warum das über das Verbreitungsgebiet der Volksstimme hinaus überhaupt von Belang ist? Weil Bauer seit Anfang dieses Jahres auch noch die Mitteldeutsche Zeitung gehört. DuMont hatte kein Interesse mehr an dem Blatt, Bauer schon. Uwe Gajowski, Vorsitzender des DJV Sachsen-Anhalt, sieht ein Meinungsmonopol heraufziehen und geht davon aus, dass Bauer nach einer Schonfrist den Rasenmäher aus der Garage schiebt.
Noch sind die Redaktionen der beiden Zeitungen eigenständig, noch wurden keine redaktionellen Arbeitsplätze gekillt. Aber schon jetzt kommt es vor, dass ein und dieselbe Geschichte in beiden Zeitungen erscheint. Das sind dann die unter Journalisten berüchtigten Synergieeffekte.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner