Mitglied werden
Login Logout Mitglied werden
Warenkorb

Markt

Eigene Beiträge online verkaufen - eBook-Dienstleister XinXii

24.10.2013

Ohne Verlage direkt verkaufen, geht schon heute


Die eigene Word-Datei schnell hochladen, um dann mit einem einzigen Anbieter in zahlreichen Marktplätzen für selbst produzierte eBooks zu landen - das verspricht der Anbieter XinXii. Wer die "Maximalversion" des Internetdienstleisters mit ISBN bucht, muss pro Titel einmalig 19,99 Euro zahlen. Dafür wird das eBook in die verschiedensten Plattformen für elektronische Bücher exportiert. Der Autor erhält vom Umsatz im Gesamtdurchschnitt nach Angaben der Firma rund 50 Prozent vom Nettoverkaufspreis. Der Vorteil für Autoren: Sie müssen sich nicht mit komplizierten Details befassen, wie Inhalte in diverse Vertriebsplattformen geladen werden können, hinzu kommen Verkaufsstatistiken, die per eigener XinXii-App auch vom Smartphone aus jederzeit bequem abgerufen werden können. Autoren müssen sich dabei nicht durch Geschäftsbedingungen oder Verträge von anderen Plattformen um ihre Vermarktungsrechte bringen lassen. Bei XinXii ist von exklusiven Nutzungsrechten nirgends die Rede, so dass dem Eigenvertrieb von Beiträgen hinter der eigenen Paywall grundsätzlich nichts im Wege steht.

Textvertrieb ganz ohne Probleme? Obwohl in den Geschäftsbedingungen nichts darüber zu lesen ist, heißt es jedoch im Bereich "Häufige Fragen", dass es nicht erwünscht ist, dass der Text bereits kostenlos im Netz zu finden ist. Was eigentlich verständlich ist, aber aus den Geschäftsbedingungen nicht herauszulesen ist.

Natürlich gibt es auf anderen Marktplätzen höhere Umsatzbeteiligung, etwa für denjenigen, der direkt bei Amazon hochlädt, allerdings muss man hier dann einiges selbst machen und hat viele andere Marktplätze noch gar nicht erreicht. Bei rund 60 Prozent Marktanteil für Amazon ist es im Zweifel eine Kalkulationsfrage, ob man den niedrigeren Beteiligungssatz zu Gunsten der weiteren Verbreitung und der einfachen Technik in Kauf nimmt. "In jedem Fall ist auch das gewählte Cover von hoher Bedeutung", verrät Nauck und weist darauf hin, dass XinXii einen Service für die Covergestaltung plant. Bis dahin müssen Autoren sich allerdings selbst um die Titelgestaltung kümmern.

Mit welchem Umsatzzahlen darf gerechnet werden? Einnahmen von über 10.000 Euro pro Werk sind eindeutig die Ausnahme, räumt Nauck ein. Es komme in jedem Fall entscheidend darauf an, welche Eigenbemühungen Autoren unternehmen, um ihr Werk zu vermarkten. Dazu helfen eigene Blogs, Facebookseiten und andere Aktivitäten in den eigenen Netzwerken, so Nauck.

Wichtig: Wer seine Bücher ausschließlich über die Webseite von XinXii vermarktet, erhält bei einem Verkaufspreis ab 1,99 Euro 70% des Nettoverkaufspreises (bei Vertrieb über Partnershops unter Umständen auch bis zu 85%),  bei einem Verkaufspreis zwischen 0,99 Euro und 1,98 Euro 40% des Nettoverkaufspreises. Wer per Xinxii über andere Marktplätze erreichbar will, wird noch individuellen Provisionssätzen vergütet, die im Nutzerkonto auf XinXii aufrufbar sind. Wer nicht einmal eine ISBN haben will, kann seine Beiträge komplett kostenlos hochladen. Allerdings stellt sich dabei dann schon die Frage, ob auf die mit einer ISBN verbundenen Informationen für den Buchhandel wirklich verzichtet werden kann.

Wenn XinXii eine Datei für den Autoren konvertiert hat (damit sie auf anderen Plattformen vertrieben werden kann), muss sie mindestens drei Monate auch zum Vertrieb bereit gestellt werden. Änderungen oder gar das "Storno" des Beitrag können zu Kosten bis zu 19,99 Euro führen.

Wichtig sind die vertraglichen Regelungen, wenn es um die Parallelvermarktung geht. Der Anbieter kann auf XinXii die E-Book-Shops individuell auswählen, an die XinXii das E-Book ausliefern soll. Die Auslieferung und Dateikonvertierung ist kostenfrei. Wählt der Anbieter jedoch "Amazon" und/oder "iBookstore" oder andere Shops aus, obwohl er das E-Book auf diese Shops zuvor schon selber hochgeladen hat oder durch einen anderen Dienstleister hat ausliefern lassen, und stellt XinXii dieses im Zuge der Distributionsdienstleistung fest, berechnet XinXii für die erbrachte Leistung eine Aufwandsentschädigung / Stornogebühr in Höhe von 9,99 EUR inklusive MwSt.

Nicht unterschätzt werden sollte die Haftung, die Autoren im Falle einer Publikation treffen kann. "Insbesondere verpflichtet sich der Anbieter, XinXii von jeglicher Haftung und von allen Verpflichtungen, Aufwendungen und Ansprüchen, die sich aus der Verletzung von Persönlichkeitsrechten, Urheberrechten, gewerblichen Schutzrechten oder sonstigen Rechten ergeben, freizustellen. Diese Verpflichtungen des Nutzers zur Freistellung und Schadloshaltung umfasst auch Gerichts-, Anwalts- und sonstige Verfahrenskosten, welche zur Abwehr von Forderungen und/oder Ansprüchen aufgewendet worden sind und vernünftigerweise aufgewendet werden durften", regeln die Vertragsbedingungen für Autoren. Gerade im Fall der Veröffentlichung kontroverser Themen wird daher der Abschluss einer Vermögensschadenshaftplichtversicherung zu empfehlen sein - für das Skandalbuch oder den heiß gestrickten Text ist Xinxii damit sicherlich die falsche Adresse. Wie im Fall der Huffington Post stellt sich zudem die Frage, warum Firmen ihre Autoren hier ins Messer laufen lassen und sogar selbst in Haftung nehmen wollen. Denn selbstverständlich gibt es Versicherungen, mit denen die Firmen sich und auch ihre Autoren absichern könnten. Hier besteht sicherlich Nachbesserungsbedarf.
    
Hinter XinXii steht eine Firma mit Zentrale in Berlin, die nicht nur deutschsprachige eBooks vertreibt, sondern auch eBook-Plattformen für andere europäische Sprachen und Länder anbietet. Nach Angaben der Firma handele es sich bei XinXii um den "wohl größten deutschen Online-Marktplatz für Texte". Auch wenn XinXii auf Chinesisch "Information" heißt, gebe es keinen Zusammenhang mit China, wird beteuert. Die Firma bietet auch einen kostenlosen Ratgeber zur Buchvermarktung.

Autor: Michael Hirschler, hir@djv.de


DJV-Freie Markt/Vermarktung
Freie Journalisten

Weitere Artikel im DJV-Blog

Kennzeichnungen
Kennzeichnungen

20.11.2024

Werbung ist Werbung

Warum kennzeichnen Zeitungen und Zeitschriften kommerzielle Angebote nicht durchweg als "Werbung"? Stattdessen wird immer häufiger gern von "Verlagsangeboten" geschrieben - und dabei übersehen, dass d …

Mehr
Trump und die Presse
Trump und die Presse

15.11.2024

Zieht euch warm an

Alle vier Jahre grüßt das Murmeltier. Oder Donald Trump. Wer hätte gedacht, dass der Ex-US-Präsident noch einmal als Kandidat antreten wird? Und wer hätte gedacht, dass dieser Kandidat die Wahl gewinn …

Mehr
Koalitions-Aus
Koalitions-Aus

07.11.2024

Ende zur Unzeit

Das Ende der Ampelkoalition kommt für uns Journalisten zur Unzeit. Wichtige Gesetzesvorhaben liegen jetzt wieder auf Eis. Das Nachsehen hat die Qualität des Journalismus.

Mehr
US-Wahl
US-Wahl

05.11.2024

Despotie zum zweiten?

Heute entscheiden die Wählerinnen und Wähler in den USA darüber, wer für die nächsten vier Jahre ins Weiße Haus einzieht. Vom Ausgang der Wahl hängt viel ab - auch für die Journalistinnen und Journali …

Mehr
Wahlen
Wahlen

01.11.2024

Wie gut wir es doch haben

In den USA tobt wenige Tage vor der Präsidentschaftswahl eine mediale Schlammschlacht. CNN und Fox News überbieten sich gegenseitig mit Polemiken über Kamala Harries und Donald Trump. Und in der Öffen …

Mehr
Journalistenbefragung
Journalistenbefragung

30.10.2024

So sind wir wirklich

Eine großangelegte Studie zum Journalismus in Deutschland hat die TU Dortmund durchgeführt. Rechtsextreme versuchen bereits, daraus Honig zu saugen.

Mehr
US-Wahlempfehlungen
US-Wahlempfehlungen

29.10.2024

Wo die Erde bebt

Weil die Washington Post auf Geheiß von Eigentümer Jeff Bezos keine Wahlempfehlung vor der US-Präsidentschaftswahl abgibt, laufen ihr die Abonnenten in Scharen davon. Der erste spektakuläre Fall, bei  …

Mehr
Ministerpräsidentenkonferenz
Ministerpräsidentenkonferenz

28.10.2024

In die Büsche geschlagen

Die Ministerpräsidenten haben mit ihren Entscheidungen zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk vor allem eines gezeigt: dass sie kein medienpolitisches Rückgrat haben. Blamabel.

Mehr
Tag der Entscheidung
Tag der Entscheidung

25.10.2024

Was muss noch passieren?

Heute beraten die Ministerpräsidenten über die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Begleitet von Protesten der Kreativszene wollen die Länderchefs den Reformstaatsvertrag und damit das Aus f …

Mehr
Reformstaatsvertrag
Reformstaatsvertrag

24.10.2024

Online ohne Inhalte

Ein Teil des umstrittenen Reformstaatsvertrags ist der Versuch, die Presseähnlichkeit öffentlich-rechtlicher Digitalangebote ein für allemal zu unterbinden. Was das für die User bedeutet, hat die Tage …

Mehr
Journalismus
Journalismus

22.10.2024

Warum mache ich das - noch?

Das NDR-Medienmagazin Zapp hat eine beeindruckende Reportage über uns Journalisten und unser Umfeld gedreht. Eine Bestandsaufnahme mit Gruselfaktor.

Mehr
Gemeinnütziger Journalismus
Gemeinnütziger Journalismus

01.10.2024

Alles, nichts - oder?

Der gemeinnützige Journalismus braucht Rechtssicherheit. Warum das so ist, beschreibt Anne Webert, stellvertretende DJV-Bundesvorsitzende.

Mehr
Christopher Street Day
Christopher Street Day

30.09.2024

Wie eine Frischzellenkur

Bei mehreren CSD-Paraden war der DJV in diesem Sommer aktiv dabei. Eine Bilanz zieht Christian Schäfer-Koch, Vorsitzender des DJV-Fachausschusses Chancengleichheit und Diversity.

Mehr
Christoph Maria Fröhder
Christoph Maria Fröhder

25.09.2024

Ein Top-Journalist ist tot

Im Alter von 81 Jahren ist der freie Fernsehjournalist Christoph Maria Fröhder gestorben. - Ein Nachruf von DJV-Pressesprecher Hendrik Zörner.

Mehr
BDZV
BDZV

20.09.2024

Wir hätten da eine Idee, Herr Eggers

Der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) bekommt einen neuen Hauptgeschäftsführer. Womit Jörg Eggers Geschichte schreiben könnte.

Mehr
ZDF-Streik
ZDF-Streik

19.09.2024

Wo bleibt die Aktualität?

Heute streiken die Beschäftigten des ZDF für höhere Einkommen. Aufgerufen hat unter anderem der DJV. Der Sender hat bereits reagiert und den Zuschauern am frühen Vormittag eine Voraufzeichnung des ZDF …

Mehr
Rechtsprechung
Rechtsprechung

18.09.2024

Reizschwelle Hitlergruß

Zum berüchtigten Sylt-Video gibt es jetzt zwei Gerichtsurteile, die sich scheinbar widersprechen. Aber nur scheinbar. Für Medien wird jetzt vieles klarer.

Mehr
BSW-Parteitage
BSW-Parteitage

16.09.2024

Wir müssen leider draußen bleiben

Das Bündnis Sahra Wagenknecht hat tatsächlich zwei Landesverbände gegründet, als seien die Parteitage Kaffeekränzchen in der guten Stube. Ein schlechtes Omen für das Verfassungsverständnis der neuen P …

Mehr
BSW
BSW

11.09.2024

Die nächsten Mediennörgler

Die Süddeutsche Zeitung hat untersucht, wie es das Bündnis Sahra Wagenknecht mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk hält. Das Ergebnis aus journalistischer Sicht: Prost Mahlzeit.

Mehr
Doku "Die große Angst"
Doku "Die große Angst"

10.09.2024

Gänsehautfaktor

"Die große Angst." So heißt eine Dokumentation des MDR über die gesellschaftliche Lage in Ostdeutschland, die das Erste am Montagabend gesendet hat: exzellenter Journalismus mit Gänsehautfaktor.

Mehr