Putin
Dumm gelaufen
Bei der Verhaftung des Oppositionspolitikers Alexej Nawalny wollte der Kreml offenbar keine Kameras dabei haben. Daraus wurde nichts. Journalisten berichteten und der Fall beherrscht die Weltpolitik.
Das Drehbuch war so geschrieben, wie man es von Wladimir Putin kennt. Eine triumphale Rückkehr von Alexej Nawalny nach Moskau sollte es nicht geben. Also ließ der Kreml kurzerhand die Nawalny-Freunde verhaften, die sich am Flughafen Wnukowo eingefunden hatten. Auch einige Journalisten wurden vorübergehend festgenommen. Und dann, sicher ist sicher, wurde das Flugzeug auf einen anderen Moskauer Flughafen umgeleitet. Hier musste Putin nicht mit einem Empfangskomitee im Terminal rechnen, das Nawalny stürmisch begrüßen wollte. Aus Sicht des Kreml also beste Voraussetzungen für eine von der Öffentlichkeit unbemerkte Verhaftung des Mannes, der den Giftanschlag vom Sommer überlebt hat.
Und dann kam es ganz anders. Nichts war mehr diskret und geheim. Dass Nawalny nicht aus dem Flughafengebäude in die Freiheit gehen konnte, bekamen Dutzende Journalisten mit. Denn die waren mit ihm zusammen von Berlin nach Moskau geflogen, hatten im gleichen Flugzeug gesessen. Und so wusste Minuten nach der Verhaftung des Kreml-Kritikers die Weltöffentlichkeit, was mit Nawalny geschehen ist. Weltweit steht Wladimir Putin als der da, der er ist: als ein Autokrat, der sich um Grundrechte nicht schert und offenbar alles für den eigenen Machterhalt tut.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner