Aiwanger-Wahlkampf
Donald der Niederbayer
Hubert Aiwanger, seit der gleichnamigen Affäre im Umfragehoch, hält bei seinen Wahlkampfauftritten daran fest, dass er Opfer einer Schmutzkampagne geworden sei. Beweise? Keine.
Die Affäre um das antisemitische Flugblatt aus Hubert Aiwangers Jugendzeit hat dem Chef der Freien Wähler und stellvertretenden Ministerpräsidenten von Bayern mehr genützt als geschadet. Das zumindest legen die aktuellen Umfragewerte nahe, denen zufolge die Freien Wähler im Aufwind sind. Gegenwind bei seinen Wahlkampfauftritten? Fehlanzeige. Im Gegenteil: Hubert Aiwanger bringt die Festzelte zum Johlen.
Besonders gern nimmt das Publikum die Redepassage, die so geht: Die Berichterstattung über das antisemitische Flugblatt sei eine "Schmutzkampagne" gewesen. Die Wähler sähen, "dass hier pünktlich zu Beginn der Briefwahl dem Aiwanger eine mitgegeben werden sollte und das wird nun entsprechend quittiert, indem die Leute die Freien Wähler unterstützen und nicht die Schmutzkampagne, die von langer Hand vorbereitet war". Beweise? Keine. Statt Stirnrunzeln oder gar Buhrufen gibt es tosenden Applaus. Wäre das anders, würde Aiwanger seinen Kampagnenvorwurf gegen die Medien nicht stereotyp wiederholen.
Klar ist: Das Gepolter ist dem Wahlkampf geschuldet, der bald schon vorbei sein wird. Das Problem ist, dass auch nach der Wahl in den Köpfen der Menschen etwas hängen geblieben sein wird. Der Vorteil für Aiwanger: Wenn er zu einem späteren Zeitpunkt wegen eines anderen Fehlers wieder unter Druck gerät, kann er an seinen Schmutzkampagnenvorwurf von heute natlos anknüpfen.
Nach diesem Muster hat Donald Trump in den USA als Präsident Politik gegen die Medien gemacht. Keine Frage: viel schlimmer und einschneidender als Hubert Aiwanger, aber das Muster ist das gleiche.
Brauchen wir einen niederbayerischen Wiedergänger von Trump? Die Medien und der Journalismus garantiert nicht.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner