Springer/BDZV
Döpfners Befreiungsschlag
Ausführlich gibt Springer-Chef Mathias Döpfner im FAZ-Interview Auskunft über die Reichelt-Affäre, Die Mitarbeiterkultur bei Springer und seinen missglückten DDR-Vergleich. Das dürfte ihm die Präsidentschaft im BDZV retten.
Etwa zwei Wochen noch, bis das Präsidium der Zeitungsverleger über den misslungenen DDR-Vergleich von Mathias Döpfner und seine Herabwürdigung von Journalisten als Propagandaassistenten berät. Ob Döpfners Stuhl wackelt, darüber ist schon viel spekuliert worden. Meist mit dem Ergebnis: eher nicht. Jetzt hat der Springer-Chef die Flucht nach vorn angetreten und der FAZ ein ausführliches Interview gegeben. Zu seiner Äußerung sagt er heute: "Für diese Formulierung habe ich mich mehrmals und von Herzen entschuldigt. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich absolut nicht so denke." Und weiter: "Was ich meinte: Ich würde mir einen kritischeren Journalismus zum Thema wünschen. Das ist die Botschaft. Das ist weder demokratiefeindlich noch journalistenverachtend. Niemals wollte ich Journalistinnen und Journalisten pauschal mangelnde Unabhängigkeit unterstellen."
Damit dürfte er die Kurve gekriegt haben. Zumal er auch noch ein paar Herausforderungen nennt, die vor dem Verlegerverband stehen: "Die Infrastruktur der Zeitungszustellung sicherstellen. Die Expansion der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten im Netz und vor allem in der regionalen und lokalen Berichterstattung beschränken. Eine faire Regulierung und Besteuerung internationaler Tech-Konzerne durchsetzen. Und Lizenzeinnahmen als dritte Säule der Finanzierung von Journalismus neben Vertriebs- und Werbeerlösen fest etablieren." Das alles mit einem Neuling? Bei dieser Aufzählung ist Döpfners Resümee eher als rhetorische Kosmetik einzuordnen: "Aber wenn eine Mehrheit der Mitglieder findet, dass ich durch eine sehr unglückliche Formulierung in einem privaten Meinungsaustausch zur Belastung für den Verband geworden bin, dann werde ich das selbstverständlich akzeptieren."
Unwahrscheinlich, dass das Verlegerpräsidium den Springer-Chef vom Hof jagt. Ob das gut oder schlecht für den BDZV ist, muss er selbst entscheiden.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner