MDR und Russia Today
Dienst leisten ohne nachdenken
Der MDR hat einem AfD-Politiker ein Studio für eine Live-Schalte zu Russia Today zur Verfügung gestellt. Angeblich sei der Sender dazu verpflichtet gewesen.
Dass ein Fernsehinterview nicht bei dem Sender geführt wird, der es ausstrahlt, ist völlig normal. Wenn ausländische Sender in Deutschland Gespräche in Studioqualität führen wollen, wenden sie sich an den internationalen Service der ARD beim NDR in Hamburg. Der leitet die Anfrage dann weiter an den ARD-Sender, der am nächsten dran ist.So geschehen beim Interview, das der sächsische AfD-Politiker Maximilian Krah in diesen Tagen dem Kreml-Propagandakanal Russia Today gab. Um was es ging? Natürlich um Krahs Leib- und Magenthema Islamisierung des Abendlands. Als Studiobild hinter ihm eingeblendet war die abendliche Kulisse Dresdens. Dass das Gespräch im Dresdner MDR-Studio stattfand, machte Krah öffentlich.Bei den Recherchen des Tagesspiegel zur Kooperation zwischen RT und MDR kam heraus, dass der Dresdner Sender nicht verpflichtet war, sein Studio Russia Today zur Verfügung zu stellen. Aber offenbar dachte man beim MDR nicht so weit, sondern behandelte die Anfrage wie jede andere auch. Also Dienst leisten ohne nachdenken. Das wäre wohl besser gewesen, denn der Kanal bietet Putin-Propaganda in Reinform. Und dazu gehört dann auch regelmäßige Medienschelte.Der MDR sollte nicht den Kakao trinken, durch den er und alle anderen unabhängigen Medien von RT gezogen werden.Ein Kommentar von Hendrik Zörner