Künstliche Dummheit
Die Schumi-Story
Das Funke-Blatt "Die Aktuelle" hat - "Welt-Sensation" - eine erfundene Geschichte mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz über Ex-Rennfahrer Michael Schumacher veröffentlicht. Der Fall zeigt überdeutlich, dass KI im Journalismus dringend Regeln braucht.
"Welt-Sensation". So aufreißerisch feierte das Blatt "Die Aktuelle" das angeblich erste Interview mit Ex-Rennfahrer Michael Schumacher nach dessen schwerem Unfall vor vielen Jahren. In der Unterzeile der Story "Michael Schumacher - Das erste Interview" ist zu lesen: "Was dahinter steckt - die Aktuelle ging auf Spurensuche." Das hört sich nach beinharter Recherche an. War es aber nicht. Denn die Aussagen des früheren Medienstars sind allesamt erfunden von einer Künstlichen Intelligenz. Darauf immerhin gibt es im Heft einen in englischer Sprache verfassten Hinweis. Offenbar glaubt die Redaktion, damit die juristischen Klippen zu umschiffen. Ob sie damit richtig liegt, wird sich zeigen. Denn Schumachers Familie hat rechtliche Schritte angekündigt.
Stoßen die Leserinnen des Blattes auf den "Warnhinweis"? Einige vielleicht, aber längst nicht alle. Zur Zielgruppe von "Die Aktuelle" gehören nun mal nicht gebildete Intellektuelle, sondern eher Menschen, die früher oft als "kleine Leute" bezeichnet wurden. Sie aber haben genau wie alle anderen Mediennutzer ein Recht darauf, nicht um die Fichte geführt zu werden. Das scheint die Redaktion zumindest in diesem Fall wenig zu scheren.
Der Schumacher-Fake zeigt, wie nötig und drängend feste Regeln zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz sind - auch im Journalismus. Beim DJV steht das Thema auf der Tagesordnung: am kommenden Montag, wenn der DJV-Gesamtvorstand in Kassel darüber beraten wird. Wir bleiben am Ball.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner