Journalistenmord
Die Posse um Jan Kuciak
Ein des Mordes beschuldigter Millionär wird freigesprochen, eine - nicht vermögende - Mitangeklagte wird zu einer hohen Freiheitsstrafe verurteilt. Diese Posse leistete sich jetzt die slowakische Justiz. Der Mord an Jan Kuciak bleibt weiter ungesühnt.
Mehr als fünf Jahre ist es her, dass der slowakische Journalist Jan Kuciak zusammen mit seiner Verlobten erschossen wurde. Der Doppelmord sorgte weltweit für Entsetzen und für eine handfeste innenpolitische Krise in der Slowakischen Republik. Demonstranten brachten damals die amtierende Regierung zu Fall.
Wer den Journalisten umgebracht hat, stand irgendwann fest. Der Mörder sitzt inzwischen hinter Gittern. Aber wer hat den Auftrag zu dem brutalen Verbrechen erteilt? Die Ermittler konzentrierten sich auf Geschäftsleute, deren Praktiken Kuciak in seinen Berichten offengelegt hatte. Einer der Verdächtigen war schon vor drei Jahren der Millionär Marian Kocner. Nachdem er für schuldig befunden wurde, kam jetzt die Berufungsinstanz zu einem anderen Urteil: Aus Mangel an Beweisen wurde Kocner freigesprochen. Eine Mitangeklagte jedoch muss für 25 Jahre ins Gefängnis.
Das Urteil ist so dubios und undurchsichtig wie die verfilzte Politik in der Republik insgesamt, gegen die Jan Kuciak angeschrieben hatte. Gut, dass umgehend Berufung eingelegt wurde. Noch besser wäre es, wenn sich in dem Land endlich rechtsstaatliche Maßstäbe durchsetzen würden. Die Slowakei liegt schließlich in Europa.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner