Tarifkonflikt
Die öffentlich-rechtliche Frechheit
Foto: Sven Kuhnen
Was die Geschäftsführungen der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten den Journalistinnen und Journalisten als "Einkommenserhöhung" anbieten, ist eine Einladung zum Prekariat. Die Beschäftigten sollen für Missmanagement und die verschlafene Anmeldung eines höheren Finanzbedarfs gegenüber der KEF bezahlen. Die Antwort sind Streiks und Programmausfälle.
Ungefähr zwei Prozent mehr pro Jahr über einen Zeitraum von drei Jahren. So lautet das Angebot, das in den Tarifverhandlungen mit den öffentlich-rechtlichen Sendern unterbreitet wird. Je nach Sendeanstalt variiert die Zahl hinter dem Komma ein wenig, in der Summe nehmen sich die Zumutungen aber nichts. Denn anders lässt sich das nicht bezeichnen.
Seit Dienstagnachmittag wurde dagegen erneut bei Radio Bremen gestreikt. Die Hörfunkwellen Bremen Eins, Bremen Vier und Bremen Next sendeten streckenweise Notprogramme mit Servicemeldungen und Musik. Auch die Hörfunknachrichten waren beeinträchtigt. Butenunbinnen, das Radio Bremen-Flaggschiff im Regionalfernsehen, fiel am Dienstag infolge des Streiks ersatzlos aus und konnte am Mittwoch nur als Notausgabe gesendet werden. Der Moderator wies am Anfang der Sendung darauf hin.
Dass Sendungen ausfallen oder nur Konserven genutzt werden können, ist für die Tarifpolitik der Senderchefs ein Armutszeugnis. Und für ihre Glaubwürdigkeit auch. Denn es waren die Öffentlich-Rechtlichen, die über Jahrzehnte hinweg die Devise ausgegeben haben, Tariferhöhungen stets im Rahmen des öffentlichen Dienstes abzuschließen. Davon wollen sie jetzt nichts mehr wissen.
Stattdessen zielen sie darauf ab, dass die Beschäftigten die gewaltigen Preissteigerungen der letzten Jahre einfach so wegstecken. Dass das keine überzeugende Strategie ist, zeigt die Welle der Streiks bei den Anstalten. Höchste Zeit zum Umdenken.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner