Bundestagswahl
Die Medien waren's
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder weiß, warum die Union die Bundestagswahl verloren hat: Weil die Medien zu viel über Politiker und zu wenig über Politik berichtet haben.
Eigentlich müsste Markus Söder wissen, wie Journalismus funktioniert. Der Mann war selbst mal Journalist. Man dürfte annehmen, dass er den Weg zu den Münchner Medientagen nicht nur als Ministerpräsident angetreten hat, sondern auch als einer, der das Journalismusgen zumindest noch in Erinnerung hat. Umso unverständlicher ist das, was er in seiner Rede zum Besten gegeben hat. Zur Eröffnung der Medientage kritisierte er, dass die Berichterstattung der Medien im Wahlkampf an den Interessen der Wähler vorbeigegangen sei. Die Medien hätten zu viel über geschönte Lebensläufe oder ein Lachen am falschen Ort berichtet und zu wenig über die Inhalte der politischen Programme.
Aha. Und das sagt ausgerechnet der Politiker, der seit der Nominierung von Armin Laschet zum Kanzlerkandidaten der Union mit Hilfe der Medien Personenwahlkampf gemacht hat? Der wenig Inhaltliches und umso mehr Kritisches über den Kandidaten, die Qualität des Wahlkampfs und den zu erwartenden Wahlausgang von sich gegeben hat? Markus Söder wäre wahrscheinlich sehr iritiert gewesen, wenn ihm ein Journalist entgegengehalten hätte: "Herr Söder, uns interessieren nicht die Sticheleien gegen den Kanzlerkandidaten, sondern die Inhalte Ihres Wahlprogramms."
Die nächste Bundestagswahl ist in vier Jahren.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner