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Bodo Ramelow

Die Medien sind's, wer sonst

19.07.2023

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow hat die Medienberichterstattung über den Landkreis Sonneberg kritisiert, wo gerade der erste AfD-Landrat Deutschlands gewählt wurde.

Bodo Ramelow, Linke-Politiker und thüringischer Ministerpräsident an der Spitze einer Minderheitsregierung, warf den Medien "skandalisierende Berichterstattung" vor. Wörtlich sagte er: "Wenn ich den ganzen Tag mit Kamerateams in Sonneberg und Umgebung unterwegs bin und nach Nazis suche, dann finde ich die auch."
Damit hat er zweifellos Recht. Aber damit wohl eher nicht: "Aus skandalisierender Berichterstattung und verkürzten Analysen entsteht die falsche Wahrnehmung, dass die 52 Prozent der Wähler, die im Kreis Sonneberg für einen AfD-Landrat gestimmt haben, alles Nazis sein müssten."
Fraglich ist, woher der Landeschef diese Einschätzung nimmt. Sicher wird es in dem einen oder anderen Boulevardmedium den Versuch gegeben haben, die Verhältnisse in dem Landkreis zu skandalisieren. Aber ist das der vorherrschende Eindruck, wenn man die Medienberichterstattung rund um die Landratswahl betrachtet? Von den seriösen überregionalen Blättern und Sendern gab es keine Schlagzeilen nach dem Motto: "AfD-Mann an der Spitze des Nazi-Landkreises." Das dürfte auch Ramelow wissen, zumal ihm seine Staatskanzlei vermutlich jeden Tag einen Pressespiegel vorlegt.
Was also soll dieser Ausfall? Einfach mal ein bisschen gegen Journalisten pöbeln, weil die sich eh nicht wehren? Oder will Ramelow von den desaströsen Zahlen ablenken, die der von der Uni Jena durchgeführte Thüringen-Monitor ans Licht brachte? Danach sind nämlich nur 40 Prozent der Befragten mit der Landespolitik zufrieden - immerhin fast doppelt so viele wie an Zustimmung zur Bundespolitik registriert wurde.
Dass ein Politiker der Linke darüber verzweifeln kann, ist ihm nicht vorzuwerfen. Die Medien als Buhmann auszumachen schon.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner

Medienkritik DJV-Blog

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