KÜNSTLICHE INTELLIGENZ
Die Leser sind nicht blöd
Zeitungsleser wollen für Inhalte, die mit KI erzeugt werden, weniger bezahlen. Das ergab eine Umfrage. Eigentlich eine klare Aussage - wären da nicht Marketingexperten, die Morgenluft wittern.
Als einen "der führenden Marketing Services Provider in Europa" sieht sich die BSI Group in ihrer Selbstdarstellung. Man sei "mit 193 Mitarbeitern in über 26 Ländern weltweit für unsere Kund:innen tätig und liefern Marketingdienstleistungen aus einer Hand", heißt es weiter. Jenes Unternehmen hat bereits Anfang Januar eine Umfrage zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Nachrichtenjournalismus veröffentlicht, die bisher nur intern zur Kenntnis genommen wurde. Wichtigstes Ergebnis lut BSI Group: "Leser sehen den Einsatz Künstlicher Intelligenz bei Nachrichtenmedien derzeit noch sehr skeptisch. Noch dramatischer: Sie strafen den Einsatz von KI mit einer massiv geringeren Zahlungsbereitschaft ab. So sinkt die Bereitschaft, für Online-Nachrichten zu zahlen, um 30 Prozent, wenn KI zur Recherche, Aufbereitung oder Erstellung von Nachrichten genutzt wird."
10,24 Euro würden die User freiwillig für ein digitales Monats-Abo zahlen. Voraussetzung: Alle Inhalte sind von Journalistinnen und Journalisten erstellt. Kommt KI zum Einsatz, sinkt die Zahlungsbereitschaft um bis zu 35 Prozent.
Zahlen, bei denen Verleger zusammenzucken müssten. Der tatsächliche Preis für ein digitales Monats-Abo liegt durchschnttlich bei 17,38 Euro. Das sind schon sieben Euro mehr, als die freiwillige Zahlungsbereitschaft widerspiegelt. Gegenüber einem Angebot mit KI öffnet sch die Schere um mehr als 10 Euro.
KI als Abo-Killer? Diese Vermutung liegt nahe. Nicht jedoch für die Marketingexperten der BSI Group: Sie plädieren für eine Kennzeichnungspflicht von KI. Denn so ließe sich das Marktpotenzial voll ausschöpfen, das sie in KI-generiertem Nachrichtenjournalismus ausmachen.
Ob die Leser das auch so sehen? Oder ob sie - ganz klassisch - auf menschengemachten Journalismus vertrauen? Das ließe sich durchaus nachvollziehen.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner