KI
Die ersten Opfer
Springer ist das erste Medienunternehmen, das mit dem Einsatz künstlicher Intelligenz qualifizierte Redaktionsjobs streicht. Mit einem Verlag hat Springer nicht mehr allzu viel gemeinsam.
Zwei Seiten lang ist die Mail, die die BILD-Spitze gestern an die Beschäftigten verschickte. Sie begründet die Stellenstreichungen und die Schließung einiger Regionalbüros von BILD: unpersönlich, seelenlos, absolut technokratisch. Dass es Menschen sind, über deren berufliche Zukunft da entschieden wird - egal. Stattdessen wird von "Produkten, Projekten und Prozessen, die wirtschaftlich nie wieder erfolgreich werden können", schwadroniert. Wie viele Journalistinnen und Journalisten auf diese Weise ihre Arbeit verlieren, ist noch nicht bestätigt. Die Rede ist von bis zu 200.
Das ist schlimm genug und darf nicht zu Entlassungen führen. Alternative Arbeitsplätze müssen her. Schließlich ist Springer keine Pommesbude, die außer Fritten und Currywurst nichts im Angebot hat. Mindestens genauso schlimm ist das Signal, das der Konzern in die Verlagsbranche aussendet: Seht her, wir nutzen künstliche Intelligenz, um Jobs zu streichen und so den Gewinn zu maximieren. Denn das Layout von BILD soll künftig von KI gestaltet werden.
Wir vom DJV haben bereits vor Wochen vor solchen Entwicklungen gewarnt: "Die redaktionelle Verantwortung über die Inhalte besteht auch für mithilfe einer technologischen Lösung wie der KI generierte Texte. Medienhäuser können sich nicht aus dieser Verantwortung stehlen. Das gilt auch im Hinblick auf ihre soziale Verantwortung als Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber. Keinesfalls darf es dazu kommen, dass 'Kollege KI' Redakteurinnen und Redakteure ersetzt. Es steht jedoch zu befürchten, dass ausschließlich gewinnorientierte Medienunternehmen das wirtschaftliche Potenzial von KI höher bewerten als die publizistische Qualität ihrer redaktionellen Einheiten." So steht es im Positionspapier des DJV zur Künstlichen Intelligenz.
Nun gibt es zwischen dem Layouten einer Zeitung und dem Recherchieren und Schreiben des Aufmachers noch ein paar Unterschiede, aber bei Springer ist der Damm gebrochen. "Kollege Roboter" hat es nicht nur am Pförtner vorbei geschafft, nein, er steht bereits mitten in der Redaktion.
Es ist an den Belegschaften, sich gemeinsam mit ihren Gewerkschaften dagegen zu wehren, dass das Beispiel Springer Schule macht. Und es ist am Gesetzgeber, den Rahmen für KI abzustecken. Und zwar schnell.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner