KI im Journalismus
Die ersten Opfer
Der DJV hat vor Wochen davor gewarnt, mit Künstlicher Intelligenz journalistische Arbeitsplätze einzusparen. Die Sorge ist begründet: Bei Springer gibt es die ersten Opfer.
Upday heißt die News-App, die auf Samsung-Smartphones ab Werk läuft. International erhalten die User neueste journalistische Nachrichten aus aller Welt. Allein in Deutschland gibt es nach Recherchen der Süddeutschen Zeitung mehr als 5,5 Millionen Nutzer. Ein guter Service, krisensichere redaktionelle Arbeitsplätze, sollte man meinen. Wäre da nicht die Finanzierung der App durch Werbung. Die Werbeeinnahmen sind rückläufig, so dass der Verlag hinter Upday, der Springer-Konzern, jetzt ohne Vorankündigung gehandelt hat: 51 Stellen wurden gestrichen, ein Drittel der Belegschaft muss gehen. Nach Angaben von Springer trennt sich der Konzern von 17 Redakteurinnen und Redakteuren.
Das ist schlimm, zumal der Rausschmiss ohne größere Ankündigung abgewickelt wurde. Noch schlimmer ist, dass nicht allein die sinkenden Werbeerlöse den Ausschlag gaben. Vielmehr fanden die Springer-Verantwortlichen heraus, dass Künstliche Intelligenz die Redaktionsjobs überflüssig macht. Auf Nachfrage der Süddeutschen erklärt Springer: "Eine KI war schon immer Kernbestandteil des Angebots. Der lernende Algorithmus wird auch weiterhin durch journalistische Expertise ergänzt." Journalismus also als schmückendes Beiwerk zur KI? Genau so liest sich die Antwort des Konzerns.
Höchste Zeit also, dass KI den Rahmen bekommt, den es braucht. Bis es so weit ist, müssen sich Journalistinnen und Journalisten in ihren Medienhäusern zur Wehr setzen, wenn die Chefetage dem Roboter journalistische Arbeitsplätze zum Fraß vorwerfen will. Der Fall Upday zeigt, dass das nicht mehr eine nur theoretische Gefahr ist.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner