Russland
Desinformation auf dem Vormarsch
Ansprechpartner*in
Hendrik Zörner
Peter Limbourg: Desinformation des Kreml nimmt zu. Foto: DW/J.Roehl
Wie kann ein Auslandssender unabhängig über Russland berichten? Nur noch aus dem Exil, sagt Peter Limbourg, Intendant der Deutschen Welle, im Interview mit der FAZ. Die Probleme der Berichterstattung werden eher größer als kleiner. Die russische Desinformation sieht Limbourg auf dem Vormarsch.
Seit Frühjahr 2022 berichtet die Deutsche Welle über Russland nur noch aus dem lettischen Riga. Der Grund: Weil die DW den russischen Behörden als "ausländischer Agent" erschien, wurde deren Studio in Moskau kurzerhand geschlossen. Das ist fast zwei Jahre her, aber unterkriegen ließ sich der deutsche Auslandssender vom Kreml-Autokraten nicht. Im Interview mit der FAZ macht DW-Intendant Peter Limbourg klar, dass der Schutz der Journalistinnen und Journalisten oberste Priorität hat: "Es kann niemand von uns dort arbeiten, denn schon jetzt wären Verfolgungen sehr wahrscheinlich." Von Riga aus hält der Sender den Kontakt zu seinen Informanten in Russland. Wie wichtig das russischsprachige Programm nach wie vor ist, kann der Sender an den Zugriffen ablesen: wöchentlich 10 Millionen.
Aber das Putin-Regime schläft nicht, sondern setzt zunehmend auf Fälschungen von vermeintlichen Beiträgen der Deutschen Welle: KI macht's möglich. Noch sind die Fakes plump und auch von Laien als Fälschungen zu erkennen. Limbourg: "Mit zunehmendem Einsatz von KI wird es aber immer einfacher, unsere Angebote zu fälschen. Unsere Beiträge brauchen entweder ein Wasserzeichen oder eine Verschlüsselung. Wir befinden uns mitten in einer weltpolitischen Auseinandersetzung, und am Ende des Tages wird diese nicht nur über Inhalte gewonnen, sondern auch über Technik."
Wenn es so ist, wie es der DW-Intendant beschreibt, kann die Deutsche Welle allein die Probleme nicht schultern. Sie braucht die Unterstützung der Politik - und eine Finanzausstattung, die die Herausforderungen abbildet, die mit staatlicher Desinformation aus dem Kreml auf den Sender zukommen. Es geht für die Welle um mehr, als "nur" die Stimme Deutschlands im Ausland zu sein. Das muss allen klar sein, die in der Politik Verantwortung für den Sender und seine Beschäftigten tragen.