Freie
"Der Zeitdruck ist brutal bis zur Selbstzerstörung"
Nicht nur in Frankreich, auch in Deutschland muss mehr über existenzielle Nöte im Berufsfeld geredet werden
In Frankreich diskutieren Journalistinnen und Journalisten im Umfeld der "Nuit debout"-Bewegung, die sich gegen den Abbau des Arbeitsrechts wehrt, auch über die Probleme im eigenen Berufsfeld. Sie planen dazu ein Manifest (wir berichteten hier über das Manifest und hier über die Bewegung "Nuit debout").Hierzu werden auch Stellungnahmen von deutscher Seite gesammelt. Hier eine Wortmeldung einer frei tätigen Kollegin aus Schleswig-Holstein:
Die Beschreibung trifft genau zu. Der Zeitdruck – der für die meisten von uns aus einem finanziellen Druck erwächst – ist brutal bis zur Selbstzerstörung. Aber das wahrhaft Perfide ist, dass wir dadurch gezwungen werden, selbst an der Demontage des Journalismus mitzuarbeiten. Mit jeder ohne Nachfrage übernommenen Pressemitteilung, jedem unreflektiert runtergeschriebenen Text, jeder Meldung, die wir mit Bauchgrimmen auf eine Seite heben, verstoßen wir gegen die Regeln, die uns heilig sein sollten.
Es ist an uns, wach zu bleiben, wachsam zu sein und sich gegen den Druck zu wehren – gemeinsam, egal ob fest oder frei, und im Schulterschluss mit unseren LeserInnen, ZuhörerInnen und ZuschauerInnen.
Esther Geißlinger, freie Polit- und Fachjournalistin, Vorstandsmitglied im DJV Schleswig-Holstein