Neuseeland
Der Agent in der Redaktion
Ein Albtraum für Radio New Zealand: Über Jahre hinweg hat ein Redakteur russlandfreundliche Begriffe und Narrative in die Berichte, vornehmlich von Nachrichtenagenturen, eingebaut. Der Sender steht vor einem Scherbenhaufen.
Fünf Jahre lang will der Journalist nach seinen eigenen Worten die Berichte frisiert haben. Aufgefallen sei das in der Redaktion niemandem. Was hat er getan? Am liebsten Narrative der Kreml-Propaganda eingebaut, wie etwa die angebliche Gefahr durch Nazis, die Russland vor dem Einmarsch in die Ukraine aus dem Nachbarland gedroht habe. Und der russische Einmarsch auf die Krim soll durch ein Referendum legitimiert gewesen sein.
Als der Fall aufflog, gab sich der Senderchef zerknirscht und entschuldigte sich für den "Pro-Kreml-Müll". In dem Sender, der eine der meist besuchten Nachrichtenseiten des Landes anbietet, werden jetzt unzählige Berichte geprüft und "forensisch untersucht", wie es heißt. Gefunden wurden bisher 16 Artikel. Der Journalist ist vorläufig beurlaubt.
Wie hierzulande auch, steht der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Neuseeland unter Druck. Da kommt die Kreml-Affäre zur Unzeit. Und ähnlich wie in Deutschland mischen sich jetzt zahlreiche Politiker ein, obwohl der Sender politisch unabhängig ist, zumindest auf dem Papier. Vieles deutet darauf hin, dass die Politik dem Sender die Kontrollinstanzen vorschreibt, die eine Wiederholung unmöglich machen. Wie hilfreich und erfolgversprechend das ist, wenn sich Redaktionen nicht selbst um Hygiene kümmern, wird sich erst noch zeigen.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner