Die Zeit
Das war's für Josef Joffe
Josef Joffe, Herausgeber der Zeit, lässt sein Amt bis zum Auslaufen seines Vertrags im kommenden Jahr ruhen. Er zieht damit die Konsequenzen aus seinem zweifelhaften Kontakt zur Warburg-Bank.
Hat Josef Joffe unzulässig Einfluss genommen auf die bevorstehende Veröffentlichung eines "Zeit"-Berichts über mögliche Cum-Ex-Geschäfte der Hamburger Warburg-Bank? Über diese Frage wurde in den letzten Tagen vehement gestritten. Oder hat er nur einem langjährigen Freund ein paar vertrauliche Zeilen geschrieben?
Die Trennung zwischen Freundschaft und harten journalistischen Recherchen des Blattes, dessen Herausgeber Joffe ist, gelang ihm nicht. Das geht zumindest aus seinem Brief an Max Warburg hervor, mit dem er lange befreundet ist. "Ich habe dich gewarnt, was in der Pipeline steckte", schrieb Joffe mit Blick auf die Cum-Ex-Recherchen der "Zeit". Und weiter: "Meiner Intervention war es zu verdanken, dass das Stück geschoben wurde und die Bank die Gelegenheit erhielt, Widerrede zu leisten." Also im Klartext: Der Herausgeber hat in die redaktionellen Abläufe eingegriffen zugunsten der Bank, die im Zentrum der Recherchen stand. Das war weitaus mehr als eine nette Gefälligkeit an einen Freund.
Das geht nicht, und das geht schon gar nicht bei einer Zeitung, die ihre journalistischen Qualitätsstandards hoch hält und dafür von vielen treuen Lesern geschätzt wird. Dass Josef Joffe jetzt die Konsequenzen zieht und sein Herausgeberamt ruhen lässt, bis es sowieso ausläuft, ist die einzig richtige Entscheidung. Intern sollten Vorkehrungen dafür getroffen werden, dass sich ein solcher Fall nicht wiederholt - egal wie der Herausgeber heißt.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner