Russland
Das Regime schlägt zurück
War die Freilassung des Investigativjournalisten Iwan Golunow ein Versehen? Bei einer Solidaritätsdemo für Golunow in Moskau schlug das Putin-Regime um sich: 200 Festnahmen, darunter zeitweise auch einige Journalisten.
Iwan Golunow sollte mundtot gemacht werden. Der regierungskritische Journalist, der Berichte über Korruption in Moskau veröffentlicht hatte, war in der vergangenen Woche unter dem Vorwand angeblichen Drogenhandels festgenommen worden. Als internationale Journalistenorganisationen, darunter der DJV, seine sofortige Freilassung forderten und unzählige Bürger per Unterschriftenliste demonstrierten, ließ die Justiz die Vorwürfe gegen Golunow fallen. Am Dienstag Nachmittag kam er auf freien Fuß.Ein Zeichen für mehr Liberalität in Russland? Ein Hoffnungsschimmer für die Wiedereinführung der Grundrechte? Wer das gehofft hatte, wurde am Mittwoch eines Besseren belehrt. Mit äußerster Brutalität gingen Polizisten in Moskau gegen Demonstranten vor, die sich aus Solidarität mit Iwan Golunow versammelt hatten und Pressefreiheit forderten. Willkürlich wurden bis zu 200 Demonstranten aus der Menge gezerrt und eingesperrt. Darunter waren auch mehrere Journalisten, etwa "Spiegel"-Mitarbeiter Alexander Chernishev. Obwohl er sich mit seiner Akkreditierung korrekt ausweisen konnte, wurde er abgeführt. Erst Stunden später konnte er eine Moskauer Polizeiwache wieder verlassen.Nichts ist besser geworden für Journalisten in Russland. Pressefreiheit? Das war einmal.Ein Kommentar von Hendrik Zörner