Doku über Julian Assange
Das geht unter die Haut
Can Dündar: "Das ist Folter." Screenshot: DW
Der türkische Exiljournalist Can Dündar hat eine beeindruckende Dokumentation über Wikileaks-Gründer Julian Assange gedreht. Mit von der Partie war die Deutsche Welle.
Wenn einer weiß, was Verfolgung bedeutet, dann ist es Can Dündar. Der ehemalige Chefredakteur der regierungskritischen türkischen Zeitung Cumhuriyet lebt seit Jahren in Berlin im Exil. Die Türkei hat ihn auf eine Fahndungsliste zusammen mit 1.300 anderen Regimegegnern und -kritikern gesetzt, für seine Ergreifung ist eine Belohnung ausgesetzt. Nur knapp entging Dündar vor Jahren einem versuchten Mordanschlag.
Aber nicht über sich hat er ein Video gedreht, sondern über Wikileaks-Gründer Julian Assange. Sechs Monate dauerten die Dreharbeiten, in deren Verlauf er Stella Assange und die Kinder der Familie mehrfach bis zum Gefängnistor von Belmarsh begleitete, wo Julian Assange einsaß.
Um es vorwegzunehmen: Can Dündars Film ist so beklemmend wie die Realität, die das Leben des eingesperrten Aufklärers über Jahre hinweg ausmachte. Schon die Eröffnungsszene sorgt für Gänsehaut: Dündar geht durch eine verlassene Fabrikhalle auf einen Container zu, betritt ihn und schließt die Tür. Dunkelheit und Enge prägen das Bild. Der Container entspricht der Größe von Julian Assanges Gefängniszelle. Dündars Kommentar: "Das ist Folter."
Ausführlich rollt die Doku "Julian Assange und die dunklen Geheimnisse des Krieges" die Geschichte der Wikileaks-Enhüllungen auf, folgt Angehörigen der Opfer, deren Ermordung auf den von Wikileaks veröffentlichten Bildern zu sehen war. In der Doku geht es nicht um die Frage, ob Julian Assange das Material veröffentlichen durfte oder ob Staatsinteressen der USA verletzt wurden. Sondern der Film bleibt der Opfer-Perspektive treu. Das ist das Bewegende, das Menschliche an der Dokumentation.
An Aktualität hat der Fim durch Julian Assanges Freilassung nichts eingebüßt. Und erledigt hat sich das Thema des Films dadurch schon gar nicht. Zu sehen ist die Doku entweder auf Youtube oder am 31. Juli um 22.30 Uhr im Programm des RBB.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner