MDR-Jubiläum
Danke, Herr Bundespräsident!
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Laudatio beim Festakt zum 30-jährigen Bestehen des Mitteldeutschen Rundfunks gehalten. Nicht nur den Sender ließ er hoch leben, sondern auch dessen Mitarbeiter und das Grundrecht der Pressefreiheit.
Steinmeier zog viele Parallelen zwischen der Geschichte des MDR und den Erfahrungen der Ostdeutschen in den Jahrzehnten seit der Deutschen Einheit. Er erwähnte in seiner Rede nicht nur die schönen Seiten dieser 30 Jahre, sondern legte den Finger in die Wunde, die Extremisten und Demokratiefeinde schlagen: "Medien arbeiten hier in einem Umfeld, das leider allzu oft von Misstrauen, auch von Ablehnung und Hass ihnen gegenüber geprägt ist. Lügenpresse, Staatsfunk, welch‘ unsägliche Beschimpfungen, die Sie alle viel besser kennen als ich. Immer öfter werden Journalistinnen und Journalisten nicht nur diffamiert und verhöhnt, manche werden bespuckt, bedroht, sogar tätlich angegriffen", beschrieb er die Situation. Und weiter: "Mich schockiert es, dass die Zahl der Übergriffe auf Medienschaffende nicht nur hier im Sendegebiet, sondern in ganz Deutschland im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand erreicht hat. Besonders gefährlich war es während der Pandemie, über die Proteste gegen die Corona-Politik zu berichten. Einen Protestzug zu begleiten, aus dem heraus man angefeindet wird, Menschen zu befragen, die auf jede Begegnung aggressiv reagieren, das ist schwer, das kostet Überwindung, das kostet Mut, und ich möchte Sie darin bestärken, nicht nachzulassen und Ihre Unabhängigkeit immer wieder zu behaupten."
Aus der Seele sprach der Bundespräsident den Journalisten und Kameraleuten des MDR: "Angriffe auf Journalistinnen und Journalisten, auf Kameraleute und Fotografen sind keine Meinungsäußerung, sondern Straftaten. Wir müssen alles tun, damit Medienschaffende ihren Auftrag erfüllen und ihrer Arbeit ungehindert nachgehen können. Diese Angriffe gefährden die Pressefreiheit in unserem Land. Mehr noch: Sie höhlen unsere Demokratie aus, und das können, das dürfen und das werden wir nicht zulassen!"
Die Rede des Bundespräsidenten wird keinen Angriff von Medienhassern auf Journalisten verhindern. Aber sie wird verhindern, dass das Gedankengut der Demokratiegegner in die Gesellschaft einsickert. Und sie wird den Kolleginnen und Kollegen Mut machen, die jeden Tag aufs Neue ihren Job machen: guten Journalismus, der informiert und nicht indoktriniert. Dafür gebührt Frank-Walter Steinmeier Dank.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner