Corona-Krise
Coronare - oder die Realität übertrifft noch die Satire
Wer eben noch dachte, da sei auf djv.de von unserem Humor-Referat schon wieder so eine durchgeknallte Satire über "Coronare" veröffentlicht worden, wird durch den Anruf von Kollegen eines Besseren belehrt.
Der Kollege hatte die Satire gelesen. Sie traf offensichtlich ins Schwarze.
"Durch die Bank wollen Medien weniger für Fotos zahlen", kritisiert der Fotojournalist, der schon viele Höhen und Tiefen des Berufs erlebt hat, "und jetzt kommen die dauernd mit dem Argument Corona. Wegen Corona sei das Geld knapp und es werde weniger gezahlt. Zeitungen, Zeitschriften, Onlinemedien, Sender. Eine Mediengruppe hat auch gleich eine Pressemitteilung herausgegeben, dass sie jetzt mit Zahlungsziel drei Monate zahlen werde. Wo gibt es denn das, dass der Kunde bestimmen kann, wann er zahlen will? Was passiert wohl, wenn ich das im Supermarkt mache?"Was macht der Kollege in solchen Situationen? "Ich frage, wie eigentlich die Redakteurin oder der Redakteur ihren Kühlschrank voll bekommen, ob sie denn jedenfalls ein Gehalt erhalten, und wie ich das machen soll. Und das ich nicht zu massiv schlechteren Konditionen liefere. Dann ist meist Ruhe im Karton und es wird gezahlt!"
Der Fotokollege betont allerdings, dass er in der glücklichen Situation ist, dass er auch Alternativen hat, falls seine Verhandlungsstrategie einmal nicht zieht. "Zu viele Leute haben sich bei ihren Themen und beim Kreis der Auftraggeber oder Abnehmer zu sehr festgelegt", meint er. "Daher fällt es ihnen besonders schwer, nein zu sagen. Wer aber sich als Lieferant immer nur wie das fünfte Rad am Wagen* behandeln lässt, wird in diesem Geschäft immer weiter nach unten fallen!"
Seine Erfahrungen mit Auftraggebern sind so schlecht, dass er anfangs nicht sicher war, ob die Geschichte über Coronare noch eine Satire oder doch eine wahre Begebenheit darstellt. Die Redaktion von djv.de durfte ihm beides bestätigen: eine überspitzte Darstellung mit starkem satirischen Einschlag, aber leider beruhend auf einem echten Vorfall.
Und Sie so?
Michael Hirschler, hir@djv.de
*im O-Ton wurde ein etwas drastischerer Ausdruck verwendet,. Im Interesse der Qualitätssicherung auf diesen Seiten haben wir ihn etwas verfremdet.