WDR
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Designer-Stuhl: Stein des Anstoßes. Foto: Fredericia
Der WDR steht massiv in der Kritik wegen einer Ausschreibung für die Inneneinrichtung des Kölner Filmhauses. Die Dauerdiskussion um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk wird um eine verzichtbare Neiddebatte erweitert.
Das Filmhaus des Westdeutschen Rundfunks in der Kölner Innenstadt wird saniert. Das ist noch keine Nachricht. Wie es später mal aussehen soll, ist mitsamt Visualisierung eine schöne Geschichte für die örtliche Zeitung Kölner Stadt-Anzeiger. Eine solche Geschichte erschien auch, allerdings nicht ganz so, wie die Bauherren sich das gewünscht hätten. Denn das Blatt nahm die Ausschreibung für die Inneneinrichtung unter die Lupe, die noch bis zum 29. Juli offen ist für Gebote.
Seitdem schreiben auch andere Zeitungen über das Thema. Bild, Süddeutsche, um nur einige bekannte Titel zu nennen, deren Verbreitung weit über die Domstadt am Rhein hinausreicht. Niemand kann verstehen, dass Gebote für den "Spanish Chair" des Möbelherstellers Fredericia gewünscht sind, der im Einzelverkauf ca. 4.500 Euro kosten soll. Dass eine WDR-Sperecherin laut Kölner Stadt-Anzeiger erwähnte, bei öffentlichen Ausschreibungen würden in der Regel hohe Abschläge auf Listenpreise eingeräumt, ging im aufkommenden Schlachtgetümmel unter.
Schnell wurden Parallelen zum Massagesessel der geschassten RBB-Intendantin Patricia Schlesinger gezogen. Merke: Beim öffentlich-rechtlichen Sitzen hört der Spaß auf. Aber in der Tat sind solche Möbelpreise in einer medienpolitischen Gemengelage nicht vermittelbar, in der der Preis eines Brötchens über Daumen hoch oder Daumen runter zum Rundfunkbeitrag entscheidet. Die geplante Beitragserhöhung von 58 Cent entspricht gerade mal dem Preis eines Brötchens beim Bäcker - im Monat. Für 4.500 Euro gibt es verdammt viele Brötchen.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner