Fehler
BILD gibt sich zerknirscht
Das kommt nicht oft vor: Die BILD entschuldigte sich bei den Lesern dafür, dass das Schwesterblatt Bild am Sonntag einen falschen Würzburg-Attentäter im Foto präsentiert hat. Aber warum überhaupt ein Foto?
Über viele Jahre hinweg hat die BILD Rügen des Deutschen Presserats ignoriert. Entweder wurden sie im Briefmarkenformat irgendwo im Blatt versteckt oder gar nicht abgedruckt. Der damalige Chefredakteur Kai Diekmann machte im Gespräch mit dem DJV keinen Hehl daraus, was er von der Selbstkontrolle der Zeitungen hielt: gar nichts.
Vor diesem Hintergrund ist es umso bemerkenswerter, dass BILD auf seinen Digitalseiten jetzt eine Entschuldigung veröffentlicht hat: "Bei der Berichterstattung über die furchtbare Bluttat in Würzburg, bei der drei Unschuldige starben, ist der Bild am Sonntag in der Ausgabe vom 27. Juni ein schwerwiegender Fehler unterlaufen", heißt es da. "Das Foto auf der Titelseite zeigt NICHT den dringend Tatverdächtigen, der inzwischen in U-Haft genommen wurde, sondern einen Landsmann des Beschuldigten, der in keinem Zusammenhang mit dem Verbrechen steht." Und weiter: "Wir entschuldigen uns daher in aller Form und mit dem größten Bedauern bei der abgebildeten Person." Wie es dazu kommen konnte? "Wir hatten nach gründlichster Recherche keine vernünftigen Zweifel daran, dass die abgebildete Person auf der Titelseite der BamS den Beschuldigten zeigt. Mehrere Quellen hatten uns dies unabhängig voneinander bestätigt, eine in die Ermittlungen in Würzburg involvierte Person auf Nachfrage sogar schriftlich."
Keine einzige Silbe verwendet BILD jedoch auf die Erklärung, warum überhaupt ein Foto veröffentlicht wurde, das wohl nicht die vorgeschriebene Anonymisierung enthielt. Vielleicht liest die Chefredaktion ja doch mal den Pressekodex des Deutschen Presserats. Hielte sie sich daran, wären solche Entschuldigungen überflüssig.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner