Honorare
Bewirb Dich, der Bonner Generalanzeiger sucht freie Mitarbeiter!
Der Bonner Generalanzeiger sucht aktuell freie Mitarbeiter/innen, und die Konditionen sind dufte
- An dieser Tageszeitung können freie Journalisten laut den Vergütungsregeln, die vom Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger unterzeichnet wurden (in dem der Bonner Generalanzeiger Mitglied ist), zwischen 52 bis 85 Cent pro Zeile erhalten, und pro Bild 40 Euro und mehr (bei Veröffentlichungen in Teilauflagen auch weniger).
- Sollte der Generalanzeiger die Zahlung des angemessenen Honorars einmal übersehen haben, kann auch Nachzahlung verlangt werden, so erhalten zwei freie Mitarbeiter aktuell gerade in einem Fall rund 10.000 Euro, im anderen Fall fast 40.000 Euro.
- Und das ist noch nicht alles: Wenn der Generalanzeiger die Texte in zahlungspflichtigen Archiven wie etwa GENIOS weiterverwertet, erhalten freie Mitarbeiter hierfür noch einmal extra Geld.
Eine klitzekleine Einschränkung muss gemacht werden. Die oben stehende Honorare sind lediglich verbindliche Vergütungsvereinbarungen, die vom Bundesverband der Zeitungsverleger und den Gewerkschaften vereinbart wurden, und die (Nachzahlungs-)Ansprüche beruhen lediglich auf Gesetzen und sind auch nur von Landgericht bzw. Oberlandesgericht bestätigt worden, ob der Verlag versucht, in Berufung zu gehen bzw. Nichtzulassungsbeschwerden einreicht, ist nicht auszuschließen.
Was im Reiche des Generalanzeigers so viel heißt wie: Geltendes Vergütungsrecht und Gerichtsurteile sind das eine, ein Zeitungsverlag ist in Deutschland freilich so eine Art eigener Vatikanstaat, an dessen Eingang das Recht der umliegenden Gegend endet.
Damit diese Ausführungen nicht so juristisch klingen und daher von niemanden gelesen werden, versuchen wir einmal die Realität am Generalanzeiger in Reimen zu erfassen, wobei wir mit der Nachsicht der Leserschaft hoffen und im Zweifelsfalle erbitten, die nachstehenden Zeilen als Hommage an den kürzlich verstorbenen Staatsdichter Tomayer zu deuten:
Der König der Freien
Wer fährt so spät durch Berg und Tal?
Es ist der freie Mitarbeiter vom GA!
Warum ist er so sehr in Eile?
- Bekommt nur 30 Cent pro Zeile!
Kann auf Terminen nie lange die Eier wiegen
muss schnell weiter, um halbwegs Geld zu kriegen
auch wenn durch sein ständiges Weiterhasten
die Leser natürlich einiges an Infos vom Termin verpassten
Dabei gibt es eigentlich die Vergütungsregel
die ernähren könnte auch Kind und Kegel
der Generalanzeiger hat sie sogar unterschrieben
aber ist ihr dennoch nicht treu geblieben
50, 60, 70 und sogar 85 Cent
die Vergütungsregel als angemessenes Honorar nennt
doch der Verleger hält sich nicht dran
sondern gibt lieber mit seinem christlichen Glauben an
Jeden Tag gibt´s im Blatt lange Episoden
viel über den Papst und wenig über seine Antipoden
das Christentum scheint bei ihm angesagt
doch wehe, wenn einer nach den Vergütungsregeln anfragt!
Ein faires Honorar nach unterschriebenen Vertrag
ist beim Generalanzeiger nicht an der Ordnung vom Tag
Bete und arbeite, fordere nicht:
Wer Vergütungsregeln will, ist ein armer Wicht
Er fliegt dann raus und kann gern klagen
Das tun ja sogar welche wagen
Bekommen gerichtlich zehntausend Mucken
Das zahlt man dann eher ohne zu zucken
(Tun ja nicht viele, und unter dem Strich
lohnt diese kuriose Kalkulation sich,
einer klagt, und kriegt was, alle anderen schuften,
in der Endkalkulation die Verlagsgewinne dennoch duften)
Dem freie Mitarbeiter grauset´s, er fährt geschwind
In seinem Kopf er bereits den nächsten Artikel hin pinnt
Übertrifft Hartz IV nur mit Mühe und Not
In seinem Armen der Journalismus war tot.
Übrigens zu diesem Thema auch ein aktueller Kommentar des GA-Verlegers:
GA-Verleger Hermann Neusser über das Weihnachtslicht
Von Hermann Neusser
BONN. Liebe Leserinnen, liebe Leser, in den aktuellen Koalitionsverhandlungen zwischen CDU/CSU und SPD geht es um viele zentrale Themen und Weichenstellungen für die Zukunft unseres Landes. Dabei wird seit langem auch diskutiert, wie man über Änderungen in der gesetzlichen Rentenversicherung die Altersarmut wirkungsvoll bekämpfen kann.
Denn immer mehr Rentner in Deutschland, darunter auch ehemalige und aktuelle freie Mitarbeiter/innen des Generalanzeigers, brauchen Sozialhilfe. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lebten Ende 2012 knapp 465.000 Menschen über 65 Jahre von der staatlichen Grundsicherung im Alter. Damit hat sich die Zahl der Rentner in Armut in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt.
Auch im Verbreitungsgebiet des General-Anzeigers gibt es noch immer viele Menschen, die unverschuldet in Not geraten sind. Beispielsweise unsere eigenen freien Mitarbeiter! Denen zahlt unser Verlag nicht einmal die Honorare nach den Vergütungsregeln, die der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) unterzeichnet hat, in dem wir Mitglied sind.
Es sind Menschen, die unsere Hilfe benötigen. Also eigentlich IHRE Hilfe, denn WIR zahlen den "Freien" halt nicht mehr.
Seit 1952 ruft der General-Anzeiger zur Hilfsaktion "Weihnachtslicht" auf. Als Verleger und Herausgeber freut es mich, dass wir uns seit Jahrzehnten gemeinsam mit unseren Leserinnen und Lesern für Menschen einsetzen, die große finanzielle Sorgen haben. Alle Helfer der "Weihnachtslicht"-Aktion arbeiten ehrenamtlich, jeder gespendete Euro kommt somit bei den Hilfsbedürftigen an. Auch in diesem Jahr setzen wir wieder auf Ihre Unterstützung und bedanken uns schon jetzt herzlich für Ihre Spenden.
Bitte haben Sie aber Verständnis, wenn wir unseren Freien keinen Cent mehr zahlen - und erst recht nicht die Vergütungsregeln einhalten.
Mit freundlichen Grüßen,
Hermann Neusser,
Verleger und Herausgeber
Achtung Satire: GA-Verleger Hermann Neusser über das Weihnachtslicht | GA-Bonn - Lesen Sie das Original auf:
http://www.general-anzeiger-bonn.de/dialog/ga-weihnachtslicht/GA-Verleger-Hermann-Neusser-ueber-das-Weihnachtslicht-article1191222.html
Autor: Alexander Alexandrowitsch Blog*
*Der Redaktion bekannt