Framing Manual
Bärendienst erwiesen
Die Aufregung über das Framing Manual der ARD reißt nicht ab. Viele Kritiker überziehen maßlos und nutzen den Anlass für Häme und Spott über den beitragsfinanzierten Rundfunk. Aber es gibt auch ernst zu nehmende Kritik an dem Schönsprechatlas.
Dass sich Kommunikationsprofis Beratung von außen holen, gehört bei all denen zum Geschäft, die nicht betriebsblind werden wollen. Dass solche Beratung Geld kostet, versteht sich von selbst. Deshalb war es weder eine völlig außergewöhnliche noch abwegige Entscheidung der ARD, eine Kommunikationsexpertise zu beauftragen.Das Resultat, das sogenannte Framing Manual, beschäftigt seit Tagen die Republik. Denn die Verfasser der 89seitigen Expertise, das Berkeley International Framing Institute in Berlin, empfehlen ihrem Auftraggeber eine weich gespülte Sprache in der öffentlichen Auseinandersetzung, die Reizbegriffe vermeidet und stattdessen auf Wohlfühlfloskeln setzt. Die Mitarbeiter der Sender sollen so oft wie möglich "wir" und "unser" sagen, wenn es um die ARD oder ihren eigenen Sender geht. Der Rundfunkbeitrag ist in dem Framing Manual "eine proaktive, selbstbestimmte (da demokratisch entschiedene) Beteiligung der Bürger am gemeinsamen Rundfunk ARD". Und die Bürger "bezahlen" auch nicht den Rundfunk, sondern "ermöglichen" ihn.Dass diese Schönsprechfibel Kritiker wie Spötter gleichermaßen auf den Plan rufen musste, hätte den ARD-Verantwortlichen eigentlich klar sein müssen. Und dass das vertrauliche Manual nicht vertraulich bleiben würde, auch. Der Teil der Kritik, der sich um die angebliche Verschwendung von Mitteln dreht, gehört dazu und bringt die Diskussion nicht weiter. Aber ernst nehmen sollte die ARD die Argumente, die die Sinnhaftigkeit eines solchen Framing Manuals für journalistische Produkte - und darum geht es beim Informationsbereich des Rundfunks nun mal - grundsätzlich anzweifeln.Wie passt das zusammen: Journalistinnen und Journalisten, zu deren Handwerk es gehört, Politikerfloskeln zu durchdringen und mit Fakten zu widerlegen, verfallen selbst in den Schönsprech, wenn es um ihren Arbeitgeber geht? Gar nicht!Ein Kommentar von Hendrik Zörner