Jürgs im "SpOn"-Interview
Auf Twitter sind wir nie privat
Es ist schon wieder passiert: Ein Journalist hat einen dummen Tweet abgesetzt. Muss man das jedes Mal debattieren? Im Fall des "Spiegel Online"-CvD Janko Tietz ja.
Der Nachrichtenjournalist hatte seine Follower wissen lassen, dass der im Heft interviewte frühere "stern"-Chefredakteur Michael Jürgs ein "einfältiger Depp" sei. Weil der 73-Jährige schwer krank ist und das auch in dem Interview thematisiert, begann Tietz seinen Tweet mit dem Satz: "Dass Michael Jürgs Krebs hat, ist nicht schön." Dieser Kontext brachte Tietz den Vorwurf ein, er lasse das nötige Mitgefühl mit einem todkranken Mitmenschen missen. Das kann man so sehen.Unbestreitbar falsch weil schlicht unprofessionell ist aber etwas anderes: Ein Redaktionsmitglied erklärt den Lesern, was er von einem im Heft erschienen Interviewpartner hält. Gar nichts und dafür gibt es auch nachvollziehbare Gründe. Dem Interview im Nachhinein mit derart despektierlicher Wortwahl aber einen solchen Rahmen zu verpassen, ist unfair gegenüber (je-)dem Interviewten. Tietz tut so, als ob Journalisten-Tweets als private Einzelmeinung von irgendwem wahrgenommen würden. Doch seine Follower werten jeden Tweet aus dem Umfeld seiner Redaktion natürlich als Einblick in eben dieses Blatt und die Medienbranche. Deshalb nochmal in aller Deutlichkeit, liebe Kollegen: Auf Twitter sind wir nie privat.Ein Kommentar vor Sebastian Huld.