Öffentlich-Rechtliche
Arsch huh, Zäng ussenander
Fast pünktlich zum 30. Jahrestag des berühmten Kölner Konzerts "Arsch huh, Zäng ussenander" wurde eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos publik, nach der das Ansehen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks auf einem Tiefstand ist. Der Konzerttitel sollte das Credo der Anstalten werden.
Vor 30 Jahren ging es darum, nach einer Serie fremdenfeindlicher Anschläge ein Zeichen für Toleranz und ein friedliches Miteinander zu setzen. Der Slogan "Arsch huh, Zäng ussenander" bedeutete so viel wie aufstehen und sich einmischen.
Das sollten sich die Verantwortlichen der öffentlich-rechtlichen Sender zu eigen machen. Sie haben allen Grund dazu. Denn nur noch 30 Prozent der Teilnehmer einer Ipsos-Umfrage halten zwei unabhängige große Sender für sinnvoll. 35 Prozent hingegen sehen in einer Verschmelzung von ARD und ZDF die bessere Alternative. Und noch mal die gleiche Anzahl an Befragten will überhaupt keinen öffentlich-rechtlichen Rundfunk mehr. Im Osten sind die Werte zwei bis vier Prozentpunkte schlechter als im Westen - das ist kein großer Unterschied. Die meisten Anhänger haben ARD und ZDF bei den über 60-Jährigen. Dass 46 Prozent der Grünen-Anhänger den Öffentlich-Rechtlichen die Stange halten, kann ebenso wenig verwundern wie der Wert für die AfD-Parteigänger: 62 Prozent von ihnen wollen das Rundfunksystem in seiner jetzigen Form abschaffen.
Nach monatelangen Berichten über Missstände, persönliche Bereicherung und mangelnde Kontrolle bei einigen Anstalten, vorneweg der RBB, markiert die Ipsos-Befragung vor allem eines: Die Bürger registrieren sehr wohl, was Sache ist und ziehen ihre Schlüsse daraus. Nicht zuletzt deshalb, weil der öffentlich-rechtliche Rundfunk dank des Rundfunkbeitrags alle angeht.
Es reicht nicht aus, dass sich mit Tom Buhrow bisher der einzige Intendant mit Reformvorschlägen - wie tauglich auch immer die sein mögen - an die Öffentlichkeit gewagt hat. Und es reicht nicht aus, dass die Sender Werbung und PR-Kampagnen für einzelne Sendungen oder Filme machen. Sie stehen vielmehr vor der Aufgabe, den öffentlich-rechtlichen Auftrag zu erklären, dafür zu werben, von Information und Unterhaltung zu überzeugen. Denn die Stimmung ist bedrohlich und wenn es so weit gekommen ist, geht es auch um die berufliche Perspektive tausender Journalistinnen und Journalisten, die für die Öffentlich-Rechtlichen arbeiten.
Also, liebe Intendanten, Direktoren und Abteilungsleiter: Arsch huh, Zäng ussenander heißt das Gebot der Stunde.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner