G20-Gipfel
Angst vor fliegenden Schuhen
Beim G20-Gipfel im Juli 2017 in Hamburg wurde zahlreichen Journalisten die Akkreditierung entzogen. Heute landen zwei Fälle vor Gericht.
Steffen Seibert ist ein viel beschäftigter Mann. Der Regierungssprecher hat alle Hände volll damit zu tun, die Politik der Bundesregierung zu kommunizieren, seine Kanzlerin und das Bundeskabinett in möglichst gutem Licht erscheinen zu lassen und obendrein noch die Behörde Bundespresseamt zu leiten. Und wenn es hart auf hart kommt, muss Seibert Feuer austreten.So geschehen am 19. Juli 2017, als er Vertreter von DJV, dju und Bundespressekonferenz in sein Amt einlud. Dafür gab es einen guten Grund: Beim G20-Gipfel in Hamburg anderthalb Wochen zuvor war 32 Journalisten die Akkreditierung entzogen worden. Wir vom DJV hatten protestiert, die Kollegen der dju auch. Als Grund für die Aussperrung vom Treffen der Staats- und Regierungschefs wurden Sicherheitsbedenken genannt. Welche Bedenken das sein sollten, erfuhren die Betroffenen jedoch nicht. Neun von ihnen reichten Klage ein, zwei Fälle werden heute vor dem Verwaltungsgericht Berlin verhandelt.Die Recherchen der Anwälte und des ARD-Hauptstadtstudios förderten bereits einige Skurrilitäten zutage. So wurde ein NDR-Moderator vom Gipfel ausgeschlossen, weil die Sicherheitskräfte ihn mit einem Reichsbürger verwechselten. Und auch der Grund für die chaotisch wirkende Betriebsamkeit gegenüber den Journalisten während des Gipfels ist jetzt bekannt: Verfassungsschützer befürchteten allen Ernstes, Journalisten könnten Schuhe oder Kameras gegen die Regierungschefs werfen.Da kann man nur fragen: Schlapphüte, in welcher Welt lebt ihr eigentlich?Ein Kommentar von Hendrik Zörner