Mathias Döpfner
Angezählt
In den USA steht es um Springer-Chef Mathias Döpfner nicht gut. Eine Veröffentlichung nach der anderen ruiniert seinen Ruf. Das ist schlecht für Springers Expansionskurs in den Staaten.
Der 26. März 2020 war ein besonderer Tag - vor allem für den Sportartikelhersteller Adidas. Die BILD enthüllte - natürlich exklusiv - den Mietzahlungsstopp des Unternehmens für seine deutschen Filialen: "Adidas Shops zahlen keine Miete mehr." Und wissend stand in der Unterzeile: "Diese Entscheidung wird Wellen schlagen!" Drei Tage später konnte BILD vermelden, dass ein SPD-Bundestagsabgeordneter aus Bayern aus Wut ein T-Shirt verbrannt hat. Da er die Aktion gefilmt hatte, kam er auf diese Weise sogar mal bundesweit in die Schlagzeilen. Und am selben Tag dann: "Plötzliche Kehrtwende bei Adidas". Der Konzern knickte ein und zahlte brav seine Ladenmieten für den Monat April.
Schön für die BILD, die mit ihrer Berichterstattung etwas bewegt hatte. Darüber freut sich jeder Journalist, wenn die eigene Geschichte Spuren hinterlässt. Freude dürfte auch beim obersten Boss des Hauses Springer aufgekommen sein, weil er als Miteigentümer einer Berliner Immobilie mit einer Adidas-Filiale nicht länger um Mieteinnahmen bangen musste.
Dass Mathias Döpfner die BILD-Berichte gegen Adidas angeregt haben soll, behauptete jetzt die Financial Times. Springer reagierte prompt und keilte zurück: Döpfner habe die Informationen an BILD weitergegeben, weil er "sofort wusste, dass es sich um eine Angelegenheit von übergeordnetem öffentlichem Interesse handelt", die aufgedeckt werden müsse, so der Verlag gegenüber der FT. Dies sei Aufgabe eines Verlegers. "Aus heutiger Sicht würde und wird er genau das Gleiche tun."
Das ist eigentlich auch naheliegend. Warum sollte der Springer-Chef dem BILD-Chef nicht einen Tipp geben, wenn er von dem Mietboykott eines Weltunternehmens erfuhr? Kritikwürdig ist allenfalls, dass BILD mit keiner Zeile verriet, dass Döpfner betroffen war.
Und dennoch bläst die Financial Times die Geschichte groß auf. Warum wohl? Weil Mathias Döpfner nach dem angeblich ironischen Gebetsaufruf und dem Dank von Donald Trump dafür im angelsächsischen Raum angezählt ist. Das mag persönlich verkraftbar sein, aber das schlechter werdende Image des CEO färbt auf den expandierenden Medienkonzern aus Germany ab. Keine guten Tage für Springer.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner