FERNSEHNACHRICHTEN
Angekündigte Katastrophe
Mehrere Stunden lang flogen iranische Drohnen Richtung Israel. Stunden, in denen die Öffentlich-Rechtlichen ihr Programm hätten umkrempeln können. Doch bis zu Sondersendungen in ARD und ZDF vergingen fast 24 Stunden.
Entsprechend groß ist die Kritik an der ausgebliebenen Berichterstattung. Die Medienjournalisten Kurt Sagatz und Joachim Huber haben im Tagesspiegel ausführlich darüber berichtet und fragen, wo der seit Langem geforderte Nachrichtenkanal von ARD und ZDF bleibt. Eine Frage, die sich aus journalistischer Sicht geradezu zwingend aufdrängt. Müssen Fernsehzuschauer zwischen Welt, ntv, CNN und BBC hin und herzappen, um sich über eine angekündigte Katastrophe wie den Abschuss von 300 Drohnen und Raketen aus dem Iran in Richtung Israel zu informieren? Sind die seit Langem für den Samstagabend geplanten Unterhaltungssendungen sakrosankt? Dürfen Sportberichte keinesfalls aktuellen Nachrichten weichen?
Dass diese Fragen jetzt erneut diskutiert werden, liegt auf der Hand. Denn das öffentlich-rechtliche Nichtstun seit weltpolitisch bedeutsamen Ereignissen wie dem Putschversuch in der Türkei 2016 oder dem Sturm auf das Washingtoner Kapitol 2021 führt natürlich nicht zum Verstummen der berechtigten Kritik. Eigentlich sind alle Voraussetzungen für mehr Information im Programm gegeben: ein weltumspannendes Korrespondentennetz, qualifizierte und gut ausgebildete Journalistinnen und Journalisten, von denen es durchaus noch ein paar mehr geben könnte, die notwendige Akzeptanz beim Publikum. Was fehlt also? Das Geld? Mit der Forderung nach einem höheren Rundfunkbeitrag zum Aufbau eines Nachrichtenkanals könnten die Öffentlich-Rechtlichen womöglich sogar auf Zuspruch vieler Beitragszahler stoßen. Man muss es nur versuchen.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner