CSU
Abgrund an Heuchelei
Am Welttag der Pressefreiheit kam heraus, dass der CSU-Generalsekretär einem Reporter mit "Vernichtung" gedroht haben soll. Wenige Stunden später trat er zurück - aus "gesundheitlichen Gründen".
Als Hoffnungsträger der Christlich-Sozialen Union war Stephan Mayer gefeiert worden, als er im Februar das Amt des Generalsekretärs übernahm. Vor dem nächsten Landtagswahlkampf sollte er seiner Partei ein konservatives Profil verpassen und die Grundlage für einen Wahlsieg in Bayern schaffen.
Daraus wird nichts mehr. Denn gestern trat Stephan Mayer zurück. Gesundheitliche Gründe wurden für den Schritt als Begründung angeführt. Wünschenswert wäre gewesen, CSU-Chef Markus Söder hätte ihn gefeuert. Denn die Vorwürfe gegen Mayer sind gravierend. Er soll, wie die BILD am gestrigen Welttag der Pressefreiheit berichtete, einem Reporter der "Bunten" mit "Vernichtung" gedroht haben. Wörtlich soll Mayer am Telefon gesagt haben: "Ich werde Sie vernichten. Ich werde Sie ausfindig machen, ich verfolge Sie bis ans Ende Ihres Lebens. Ich verlange 200 000 Euro Schmerzensgeld, die müssen Sie mir noch heute überweisen." Grund soll ein bevorstehender Bericht des Magazins über ein uneheliches Kind von Mayer und ausstehende Unterhaltszahlungen gewesen sein.
Was an der Berichterstattung über das Privatleben des CSU-Politikers dran ist, wissen die Bunte und Mayer selbst. Wenn sie fehlerhaft gewesen sein könnte, wäre sie ein Fall für die Justiz. Nichts rechtfertigt solche Drohungen, wie sie Mayer offenbar ausgestoßen hat. Und nichts rechtfertigt das Deckmäntelchen des Schweigens, das die CSU-Spitze über diesen Skandal zu decken versucht. Oder gehören Vernichtungsphantasien gegen Journalisten in der bayerischen Regierungspartei zum mentalen Standardrepertoire?
Ein Kommentar von Hendrik Zörner