Mathias Döpfner
Abgang mit Scherbenhaufen
BDZV-Präsident Mathias Döpfner hat angekündigt, im September vorzeitig aus dem Amt zu scheiden. Für den Verlegerverband kann es danach nur besser werden.
Als Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner 2016 Verlegerpräsident wurde, ging ein Raunen durch die Branche. Die einen versprachen sich von seiner Präsidentschaft, dass Döpfners Charisma und Eloquenz auf den BDZV abfärben würden. Die anderen hatten Vorbehalte, dass kleine und mittelständische Verlage unter dem Chef des Riesen Springer unter die Räder kommen könnten. Und dann waren da noch diejenigen, die sich eine Erneuerung des Verlegerverbands erhofften.
Die Erneuerung war eher symbolisch: Aus dem Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger wurde der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger. Das Kürzel blieb gleich, das Logo nicht. Döpfners Reden, etwa zur Pressefreiheit, waren flammend und alles andere als eine bloße Pflichtübung.
Doch dann kamen die Probleme. Private Aussagen Döpfners über die Coronapolitik und die Journalisten wurden durchgestochen. Sie stellten so ziemlich alle Werte in Frage, für die Zeitungen und Journalisten stehen. Sein Festhalten an Julian Reichelt in der BILD-Affäre sorgte für Stirnrunzeln. Gerüchte über möglichen sexuellen Missbrauch in der BILD-Redaktion und frühzeitiges Wissen des Springer-Chefs drohten in den USA die Übernahme des Portals Politico durch Springer zu gefährden. Die Funke-Mediengruppe forderte Döpfners Rücktritt von der BDZV-Spitze. Die Antwort des Verbands bestand in dem Angebot an Funke-Verlegerin Julia Becker, Vizepräsidentin zu werden. Die Antwort kam prompt: Funke kündigte die Mitgliedschaft im Verlegerverband zum Ende dieses Jahres.
Döpfners Scherbenhaufen war jetzt schon groß. Und dann kam vor wenigen Wochen heraus, dass ein Plagiatsjäger in seiner Doktorarbeit fündig geworden war. Die Goethe-Universität Frankfurt prüft die Vorwürfe. Das kann dauern. Gestern schließlich Döpfners Ankündigung, im September vorzeitig aus dem Amt als BDZV-Präsident zu scheiden. Er wolle sich stärker um Springers US-Geschäft kümmern, hieß es.
Den Verlegern ist zu wünschen, dass sie ab September ihren eigenen Laden wieder in den Griff kriegen. Das ist kein Selbstzweck: Für die Journalistengewerkschaft DJV ist ein Tarifpartner zwingend erforderlich, der die Zeitungsbranche vertritt, und zwar in ihrer Gesamtheit, nicht in den BDZV-gebundenen Überresten. Der oder die Neue an der Verbandsspitze muss integrieren und Energie in die Verbandsarbeit stecken können, statt über den eigenen Scherbenhaufen zu stolpern.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner