Mediennutzung
70 Prozent, auf die es ankommt
70 Prozent der über 29-Jährigen informieren sich in Lokalzeitungen über Politik. Die Zahl sollten sich Verleger gut merken.
In Anbetracht der Verbreitung von Social Media und des Universalanspruchs, den Leute wie Marc Zuckerberg etwa für Facebook formulieren, ist die Zahl bemerkenswert. Einer aktuellen Umfrage zufolge informieren sich 70 Prozent der Menschen über 29 Jahre in Lokalzeitungen über das politische Geschehen, Regionalzeitungen kommen auf 65 Prozent. Facebook landet mit 63 Prozent auf dem dritten Platz. Wer sich beispielsweise in Wilhelmshaven über die Haltung der Bundesregierung zu Waffenlieferungen in die Ukraine informieren will, schlägt die Wilhelmshavener Zeitung auf oder loggt sich auf deren Digitalseiten ein.
Die Zahl ist auch deshalb bemerkenswert, weil gerade die jüngeren Jahrgänge in der Altersgruppe über 29 durchweg als netzaffin gelten. Vor gar nicht langer Zeit sagten Auguren den Tod des Mediums Zeitung voraus, weil es digital nicht mithalten könne. Kann es sehr wohl, was nicht zuletzt durch den Anstieg der Digitalabos seit Beginn der Corona-Pandemie unterstrichen wird.
Die 70 Prozent sind aber keine Lorbeeren, auf denen sich die Verlage ausruhen dürfen. Im Gegenteil, die Zahl muss vor allem ein Ansporn sein, endlich in die Lokalredaktionen zu investieren, damit die Leser dabei bleiben. Den Redaktionen fehlt seit Jahren Personal. Viel zu oft wurden frei werdende Stellen nicht wiederbesetzt. Das aber ist nötig, wenn die journalistische Qualität auf Dauer erhalten oder sogar ausgebaut werden soll. Also, liebe Verleger: Packen Sie's an.
Ein Kommentar von Hendrik Zörner